Sinfoniekonzert

Samstag, 21. April 2012, 19.00 Uhr

Kultura Öhringen

Programm

  • Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847)

Hebriden-Ouvertüre op.26

  • Aaron Copland (1900-1990)

Quiet City
für Trompete, Englischhorn und Streichorchester

  • Ludwig van Beethoven (1770-1827)

Allegro vivace e con brio

1. Satz aus der Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93

Pause

  • Ludwig van Beethoven

Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61

Allegro ma non troppo – Larghetto – Rondo

 

Zsofia Posselt                      Violine

Naoko Arai                           Englischhorn

Rozmurat Arnakuliyev          Trompete

Orchesterverein Öhringen

Leitung: Uwe Reinhardt

England war die erste Station der mehrjährigen Bildungsreisen des jungen Mendelssohn, dem Mozart des 19. Jahrhunderts, wie Robert Schumann schreibt, der als hellster Musiker die Widersprüche der Zeit am klarsten durchschaut und zuerst versöhnt.

Nach einer überaus erfolgreichen Konzertsaison in London brach das inzwischen zu einem europäischen Künstler ersten Ranges gereifte Wunderkind im Sommer 1829 mit einem Freund zu einer Wanderung durch das Schottische Hochland auf. Höhepunkt der Reise war ein Schiffsausflug zur Fingalshöhle auf der Hebrideninsel Staffa, einer 70 Meter tiefen Höhle, in der gewaltige sechseckige Basaltsäulen stehen und die der Volksglaube mit Fingal, dem sagenhaften Krieger und Fürsten des 3. Jahrhunderts in Verbindung bringt. Vom Naturerlebnis überwältigt, skizzierte Mendelssohn noch an Bord das Anfangsthema der Ouvertüre. Dieses prägt in zahlreichen Varianten alle Phasen des Werkes, das – losgelöst von jeglichem Opernbezug – von vornherein als Konzertstück komponiert wurde und bereits viele Züge einer Sinfonischen Dichtung trägt. Ähnlich wie Wind und Wetter eine Landschaft oder das Meer zu immer neuen Ansichten formen, wird hier mit dem melodischen Motiv des Anfangs umgegangen, das in vielen verschiedenen Schattierungen erscheint. Selbst Richard Wagner (der Mendelssohn bekanntermaßen nur wenig mochte) lobte das Stimmungsgemälde enthusiastisch als Meisterwerk und ließ sich von ihm – so heißt es – zu seiner Holländer-Ouvertüre inspirieren.

 

Aaron Copland, im November 1900 als Kind litauischer Einwanderer im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren, gilt als einer der wichtigsten Vertreter der amerikanischen Moderne. Nach exzentrisch-expressionistischen Frühwerken wandte er sich später zunehmend einem klarer verständlichen tonalen Stil zu und fand seine Vorliebe in Bühnen- und Filmmusiken. Als enger Freund von Leonard Bernstein nahm er zumindest am Anfang auf dessen Kompositionen Einfluss. Weltberühmt wurde Coplands Fanfare for the Common Man in der Version der englischen Rockband Emerson, Lake & Palmer.

Das 10-Minuten-Stück Quiet City entstand 1940 unter dem Eindruck des gleichnamigen Bühnenstücks von Irvin Shaw. Ursprünglich für großes Orchester konzipiert, reduzierte es der Komponist auf die außergewöhnliche Besetzung eines Streichorchesters mit Trompete und Englischhorn, die seiner Intention am nächsten kam: Der Schilderung des nächtlichen Eindrucks einer großen Stadt, deren ungewohnte Ruhe plötzlich in Form eines fernen leisen, aber sehr komplexen Klanges bewusst wird. Zart beginnend wächst das Vibrieren zu einem gedämpften Höhepunkt, streiflichtartig werden Gefühle von Unruhe, Angst, Melancholie und nostalgischer Sehnsucht wach, bevor die Szene wieder in Stille und Dunkelheit versinkt.

 

Einzelsätze aus Sinfonien sind für gewöhnlich kein Programmteil eines sinfonischen Konzerts. Der Kopfsatz aus Beethovens 8. Sinfonie bildet heute eine Ausnahme: Er ist Übergang und musikalische Klammer zum zweiten Teil des Konzertabends. Knapp, geschlossen in detailliert ausgearbeiteten Formen ist die Achte durchdrungen von Optimismus, Heiterkeit und festlichem Glanz. Jede Note trägt das Gepräge der reifen, genialen Persönlichkeit des Meisters. Wie in seiner Siebten ist der Rhythmus das bevorzugte, Gestalt bildende Element. Das Hauptmotiv des Allegro con brio durchzieht – vielfach abgewandelt – das ganze, wunderbare Stück und wird Sie auch in der Pause nicht loslassen…

 

Wenn sich Geiger auch heute nur mit größtem Respekt dem Violinkonzert Beethovens nähern, dann geschieht dies vor allem im Bewusstsein seiner edlen, einzigartigen klassischen Schönheit. Lange noch nach Beethovens Tod war der Grund ein anderer: es galt als unspielbar, jedenfalls derart mit Schwierigkeiten gespickt, dass nur wenige sich daran wagten.

Der, für den es geschrieben wurde, Franz Clement jedoch, war ein Künstler nach Beethovens Geschmack. „Ganz dein Freund“ hatte der Komponist bereits dem 14jährigen ins Stammbuch geschrieben. „Natur und Kunst wetteifern, dich zu einem der größten Künstler zu machen.“

Tatsächlich spielte der 26jährige Clement zur Uraufführung am 23. Dezember 1806 das Konzert im Theater an der Wien mit großem Erfolg quasi vom Blatt, denn Beethoven hatte das Auftragswerk viel zu spät, erst zwei Tage zuvor, fertiggestellt.

Treibende Kraft der sinfonischen Entwicklung ist das Orchester. Von diesem die Impulse empfangend, gibt die Violine den wunderbar melodischen Themen warmen leuchtenden Glanz. So ist das Konzert ein einziges lyrisches Poem, entstanden in einer der wenigen glücklichen Lebensphasen des Meisters. Wie kaum in einem anderen Stück gewährt er uns Einblick in seine allerpersönlichsten, intimsten Gefühle. Die heroisch-dramatischen Momente und kämpferischen Konflikte, die bei Beethoven niemals fehlen, werden auf wenige Episoden eingeengt.

Der erste Satz Allegro ma non troppo beginnt mit einem charakteristischen, ruhig pochenden Paukenmotiv, das als Leitgedanke das ganze sinfonisch konzipierte Meisterwerk durchzieht. – Geradezu vom Himmel scheinen die Kantilenen des Larghettos, des Mittelsatzes, zu kommen, der mit freier Kadenz des Solisten in das beglückende Rondo übergeht, das mit seinem beschwingten, zigeunerhaft-tänzerischem Rhythmus und einem genialen Wechselspiel von solo und tutti den epochalen Charakter dieses Werkes komplett macht.

Ausführende

Orchesterverein Öhringen e.V.

Der Klangkörper wurde 1923 von Musikliebhabern gegründet und nimmt seither – wie die gut erhaltene Orchester-Chronik dokumentiert – einen wichtigen Platz im Musikleben Öhringens und des Hohenlohekreises ein. Schon in der Vergangenheit bildete die Zusammenarbeit mit namhaften Solisten einen bedeutsamen Stimulus für die regelmäßige Probenarbeit. Künftig soll die künstlerische Entwicklung in noch stärkerem Maße durch die Kooperation mit musikalischen Ausbildungsstätten beflügelt werden. So bietet der Verein begabten jungen Künstlern, die am Beginn ihrer Bühnenlaufbahn stehen, die Gelegenheit, mit einem sinfonischen Orchester in repräsentativem Rahmen zu konzertieren, und ermöglicht Musikern und Zuhörern dadurch gleichermaßen motivierende künstlerische Erlebnisse.

Zsofia Posselt

als Zsofia Dobra 1986 in Budapest geboren, konzertierte sie im süddeutschen Raum zuletzt mit großem Erfolg als Solistin im Grand Duo Concertante von Bottesini und im Violinkonzert von Johannes Brahms. Sie studiert seit 2005 an der Dresdner Musikhochschule bei Prof. Reinhard Ulbricht, seit 2009 gehört sie zur Meisterklasse von Prof. Igor Malinowsky. Ihre erste Ausbildung erhielt sie mit 4 Jahren. Als Zehnjährige wurde sie bereits Konzertmeisterin des  Young Musician´s International Symphonic Orchestra unter der Leitung von Igor Coretti. 1997 gewann sie den 3.Preis beim Internationalen Violinwettbewerb Ede Zaturecky und 1998 den Sonderpreis beim Jenö Hubay Violinwettbewerb in Budapest. Seit 2006 ist sie Stipendiatin der Oscar und Vera Ritter Stiftung, 2007 wurde ihr das Dresdner Europa Stipendium zuerkannt. Neben regelmäßigen solistischen und kammermusikalischen Workshops bei Sir Colin Davis, Jan Vogler, John Holloway und Tibor Varga ist sie Substitutin an der Sächsischen Staatskapelle Dresden und ständiger Gast beim Orchestra de Palau de les Arts Reina Sofia in Valencia.

Naoko Arai

wurde in Hokkaido/Japan geboren. Sie studierte Oboe in Tokyo, Zürich, München, sowie Englischhorn in Zürich. 2002 war sie Praktikantin beim Bieler Sinfonieorchester und 2003 Preisträgerin beim Musikwettbewerb um den Förderpreis des Kulturkreises in Gasteig e. V. in München. Seit 2006 ist sie als freischaffende Oboistin im In- und Ausland tätig und ständiger Gast zahlreicher professioneller Orchester und Kammermusikvereinigungen, mit denen sie nicht zuletzt ein umfangreiches Werk an Rundfunk- und CD-Aufnahmen einspielte.

Rozmurat Arnakuliyev

absolvierte sein Studium im Fach Trompete am Tschaikowsky-Konservatorium Kiew mit Auszeichnung.  Weiterführende Studien führten ihn an das Conservatoire National Superieur de Musique in Lyon. Abschluss mit dem Grand Prix.

Seine berufliche Laufbahn begann als Solotrompeter im Nationalen Symphonieorchester der Ukraine, sowie als Leiter und Solotrompeter des Blechbläserquintetts Ukrainian Brass. Konzertreisen mit verschiedenen Symphonieorchestern führten ihn nach Japan, in die USA und in viele europäische Länder. Von  2000 bis 2008 war er Solotrompeter im Palladium Theater Stuttgart, der Brass Akademie Stuttgart und im Sakralen Brass Ensemble. Neben seiner solistischen Tätigkeit in Deutschland und im Ausland, unterrichtet er an den Musikschulen Heilbronn, Weinsberg und Neuenstadt.

Uwe Reinhardt

Prof. Dr. med. habil., ist als Chefarzt und Ärztlicher Direktor des Hohenloher Krankenhauses tätig und übernahm im Mai 2010 die Leitung des Orchestervereins Öhringen. Er studierte Orchesterdirigieren und Klavier an der Hochschule für Musik in Dresden, wo er nach seinem künstlerischen Staatsexamen ein Institut für Musikmedizin aufbaute. Seine wissenschaftlichen Spezialgebiete liegen im Bereich der Hämatologie, Onkologie und Gastroenterologie. Musikalisch ist er als Dirigent, Pianist und Komponist gefragt, im Februar 2012 verlieh ihm die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart eine Gastprofessur.

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