Wir laden Sie herzlich zu unserem Sinfoniekonzert am Sonntag, 30. Oktober 2022, 17 Uhr in die Kultura Öhringen ein.


Programm

Felix Mendelssohn Bartholdy  (1809-1847) – Sinfonie Nr. 3 in a-Moll op. 56  „Schottische“
Andante con moto – Allegro un poco agitato
Vivace non troppo   
Adagio
Allegro vivacissimo – Allegro maestoso assai

Ludwig van Beethoven  (1770 – 1827) – Konzert für Violine und Orchester D-Dur op.61
Allegro ma non troppo
Larghetto
Rondo (Allegro)

Mitwirkende

Lenka Matějáková – Violine

Orchesterverein Öhringen

Dirigent – Uwe Reinhardt


Mendelssohn war der begabte Spross einer ausgesprochen wohlhabenden Bankiersfamilie und konnte sich schon als junger Mann auf Reisen in die entlegensten Winkel Europas begeben. Denen, die zuhause bleiben mussten, schickte er musikalische Ansichtskarten. Die bekanntesten dieser hochkünstlerisch verarbeiteten Reiseeindrücke sind die Schottische Sinfonie, die Hebriden-Ouvertüre und die Italienische Sinfonie. Mit der heute erklingenden „Schottischen“  begann eine lange, fruchtbare Beziehung des Komponisten zu Großbritannien. Mendelssohn widmete das Werk Königin Viktoria, der er mehrfach in seinem Leben begegnete. Zusammen mit ihrem Gatten, Prinz Albert, war sie eine von Mendelssohns glühendsten Verehrerinnen. 

Die einzelnen Sätze des Werkes, die nach Anweisung des Komponisten ohne Pause durchmusiziert werden, beschreiben Natur, Land und Leute einer scheinbar alten, entlegenen Welt. – Regen, Wind, Gewitter und Nebel, Volksfeste und Fehden, Gemetzel und Kriege der schottischen Geschichte verschmelzen zu einem Trauerspiel, das über eine musikalische Landschaftsmalerei weit hinausgeht. Die Stürme, die hier toben, lassen sich nicht allein von den wechselhaften Wettern der Highlands herleiten, sondern entspringen einer genialen emotionalen Durchdringung der Konflikte und Widersprüche seiner Zeit. Breit angelegte dynamische Steigerungen führen zu packenden dramatischen Szenen und konfliktvollen Auseinandersetzungen. Schottische Lieder und Tänze sind, obwohl sie keineswegs unmittelbar nachgeahmt werden, auf schönste Weise eingeflochten und werden ebenso kunstvoll farbig instrumentiert wie kontrapunktisch verarbeitet.

Ergriffen von den Originalschauplätzen schreibt der damals 20jährige an seine Eltern: „In der tiefen Dämmerung gingen wir heut nach dem Palaste, wo Königin Maria gelebt und geliebt hat; es ist da ein kleines Zimmer zu sehen, mit einer Wendeltreppe an der Tür; da stiegen sie hinauf und fanden den Rizzo im kleinen Zimmer… und drei Stuben davon ist eine finstere Ecke, wo sie ihn ermordet haben. Der Kapelle daneben fehlt nun das Dach, Gras und Ephen wachsen viel darin, und am zerbrochenen Altar wurde Maria zur Königin von Schottland gekrönt. Es ist da alles zerbrochen, morsch und der heitere Himmel scheint hinein. Ich glaube, ich habe heut da den Anfang meiner Schottischen Sinfonie gefunden.“

Bis zur enthusiastisch gefeierten Uraufführung im März 1842 in Leipzig brauchte es dann allerdings fast dreizehn Jahre und selbst danach erfuhr die Sinfonie noch weitere Umarbeitungen. Ein Zeichen dafür, dass nicht nur die Nachwelt, sondern bereits der Komponist selbst die „Schottische“ als seine bedeutendste Leistung auf dem Gebiet der Symphonie verstand.

Wenn sich auch heute Geigenvirtuosen nur mit größtem Respekt dem Violinkonzerts Beethoven nähern, dann geschieht das vor allem im Bewusstsein seiner edlen, einzigartigen klassischen Schönheit. Lange noch nach Beethovens Tod war der Grund ein anderer: Das Konzert galt als nahezu unspielbar und derart mit Schwierigkeiten gespickt, dass nur wenige sich daran wagten.

Der jedoch, für den es geschrieben wurde, Franz Clement, war ein Musiker nach Beethovens Geschmack. ‚Ganz dein Freund‘ hatte der Komponist bereits dem 14jährigen ins Stammbuch geschrieben. ‚Natur und Kunst wetteifern, dich zu einem der größten Künstler zu machen.‘ Tatsächlich spielte der 26jährige Clement zur Uraufführung am 23. Dezember 1806 das Konzert im Theater an der Wien mit großem Erfolg quasi vom Blatt, denn Beethoven hatte das Auftragswerk viel zu spät, erst zwei Tage zuvor fertiggestellt.

Treibende Kraft der sinfonischen Entwicklung ist das Orchester. Von diesem die Impulse empfangend gibt die Violine den wunderbar melodischen Themen warmen leuchtenden Glanz. So ist das ganze Konzert ein einziges lyrisches Poem, entstanden in einer der wenigen glücklichen Lebensphasen des Meisters. Wie kaum in einem anderen Stück gewährt uns Beethoven Einblick in seine allerpersönlichsten Gefühle. Die heroisch-dramatischen Momente und kämpferischen Konflikte, die bei ihm niemals fehlen, werden auf wenige Episoden eingeengt.

Der erste Satz Allegro ma non troppo beginnt mit einem charakteristischen, ruhig pochenden Paukenmotiv, das als Leitgedanke das gesamte sinfonisch konzipierte Werk durchzieht. – Im Mittelsatz, Larghetto, scheinen die Kantilenen geradezu vom Himmel kommen, um dann mit einer freier Kadenz des Solisten in das beglückende Rondo überzugehen, das mit seiner kecken „Ohrwurm“- Melodie,  dem beschwingten, tänzerischen  Rhythmus und einem genialen Wechselspiel von solo und tutti den epochalen Charakter dieses Werkes komplett macht.

Lenka Matějáková

erhielt mit fünf Jahren ersten Violinunterricht an der Musikschule Prag und gab mit sieben Jahren ihr Orchesterdebut. Am Prager Konservatorium setzte sie ihre Ausbildung fort. Danach studierte sie an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien und schloss ihr Masterstudium an der Hochschule für Musik Carl- Maria von Weber in Dresden ab. Lenka Matějáková gewann den Internationalen Violin–Wettbewerb in Nová Paka, erhielt 2010 den 2. Preis beim Stephanie– Hohl Wettbewerb in Wien und 2013 den ECO-Preis der BASF.  Sie ist Stipendiatin der Brücke/ Most- Stiftung und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Sie nahm an zahlreichen Meisterkursen in Europa und Übersee teil und konzertierte solistisch mit namhaften tschechischen und deutschen Orchestern. Erfolgreiche Rezitals führten sie durch ganz Europa. Mit dem Puella Trio veröffentlichte sie 2009 eine CD, die den Preis „Recording of the Month“ (MusicWeb International London) und „IRR outstanding“ (International Record Review) gewann.  Matějáková war Mitglied der Giuseppe-Sinopoli- Akademie der Sächsischen Staatskapelle Dresden und im Zeitvertrag Stellvertreterin des 1. Konzertmeisters der Dresdner Philharmonie. 2020 gründete sie mit dem Cellisten Tobias Bäz  das „Duo solistico“. Lenka Matějáková spielt auf einer Violine von N. F. Vuillaume aus dem Jahr 1863.

Uwe Reinhardt

Dr. med. et phil., leitet das Öhringer Orchester seit 2010. Er studierte Orchesterdirigieren und Klavier an der Hochschule für Musik in Dresden, wo er nach seinem künstlerischen Staatsexamen einen Lehrauftrag für Gesangskorrepetition innehatte und ein Institut für Musikmedizin aufbaute. Im Hauptberuf arbeitet er als Internist mit wissenschaftlichen Spezialgebieten im Bereich der Hämatologie/ Onkologie und Gastroenterologie. Musikalisch ist er als Dirigent und Pianist und seit 2012 auch als Gastprofessor an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart tätig.

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