Archiv der Kategorie Konzert-Berichte

Programm des Sinfoniekonzerts am 25. April 2015

SINFONIEKONZERT
ORCHESTERVEREIN ÖHRINGEN
Samstag, 25. April 2015, 19 Uhr
Kultura Öhringen

Programm

Pietro Mascagni (1863 – 1945)
Cavalleria rusticana – Intermezzo Sinfonico

Clara Schumann (1819 – 1896)
Konzert für Klavier und Orchester a-moll op. 7
Allegro maestoso – Romanze – Allegro non troppo

Pause

Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
Sinfonie Nr. 6 F-Dur op.68 (Pastorale)
Allegro ma non troppo (Erwachen heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande)
Andante molto mosso (Szene am Bach)
Allegro (Lustiges Zusammensein der Landleute)
Allegro (Gewitter und Sturm)
Allegretto (Hirtengesang – Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm)

Solistin: Lisa Wellisch, Klavier
Leitung: Uwe Reinhardt

Ostermorgen in einem sizilianischen Dorf. Der Platz vor der Kirche ist für einige Minuten leer. Das Intermezzo Sinfonico des Orchesters symbolisiert den Festtagsfrieden der frommen Kirchgänger und kündigt doch zugleich auf unnachahmliche Weise die Katastrophe an.
Cavalleria rusticana erzählt die uralte Geschichte von Liebe, verletzter Ehre, Betrug, unerwiderten Gefühlen, Neid, Hass und Missgunst. Die Liebe zwischen Santuzza und Turiddu verwandelt sich durch Missverständnisse und Intrigen in leidenschaftlichen Hass. Turiddu, der inzwischen nur noch Augen für Lola, die Frau von Alfio hat, wird von Santuzza deshalb am Tag der Heiligen Messe zur Rede gestellt. Turiddu ignoriert dies und eilt Lola in die Kirche nach.
Das Intermezzo steht zwischen dieser Konfrontation und den nachfolgenden Ereignissen in einem Wirtshaus, in der Alfio und Turiddu aufeinanderstoßen und sich zum Schluss duellieren, wobei Turiddu dem Kontrahenten unterlegen ist und stirbt.
Pietro Mascagni nahm 1889 mit Cavalleria rusticana an einem Einakter-Opernwettbewerb des italienischen Musikverlegers Sonzogno teil. Die Oper erhielt den ersten Preis und wurde bei ihrer Uraufführung im Jahr darauf einer der größten Erfolge der Musikgeschichte. Sie machte ihren Komponisten über Nacht reich und berühmt und zum Star der italienischen Opernszene, blieb jedoch für das große Publikum und die Nachwelt der unerreichte Geniestreich eines jungen Mannes, der an diesen Erfolg nie wieder anknüpfen konnte.

Die ersten Skizzen zu einem Klavierkonzert in a-Moll, des einzigen erhaltenen Orchesterwerks von Clara Wieck, stammen aus dem Jahre 1833, als sie vierzehn war und sich in Robert Schumann verliebte, der seit 1830 im Hause Wieck lebte und studierte. Ihr Vater, ein berühmter Klavierpädagoge, schreibt in jenen Tagen an seine Frau:

Clara ist jetzt sehr oft so unbesonnen, herrisch, voller unvernünftigem Widerspruch, nachlässig, im höchsten Grade unfolgsam, grob, eckig, ungeschliffen, ungeheuer faul, eigensinnig eitel auf Lumpen (an andere Eitelkeit ist gar nicht mehr zu denken, denn sie hat nicht das geringste Interesse mehr für die Kunst, und Zeit zum Studieren gar nicht, da sie erst um 9 Uhr aufsteht, halb 11 Uhr fertig ist, dann Besuche kommen, Mittag zu Tische gebeten ist und nachmittags aufs höchste unglücklich ist, wenn sie spielen soll, weil sie dann nur an das Theater denkt und an die Herren) kurz, was aus ihr werden soll, weiß Gott – zu Hause bleiben kann sie auch nicht. Den letzten Rest meines Lebens ärgere ich mich ab, und selten kann ich mich über sie freuen – ohne Betrübnis. Es vergeht kein Tag, wo sie mich nicht durch obige Eigenschaften kränkt. Wenn ich nicht wäre, würde sie kein einziges Stück vollendet spielen – denn sie ist so zerstreut, dass sie in der Regel nicht weiß, ob sie spielt, und der Eigensinn dabei verzerrt ihr Gesicht.

Vater Wieck bestrafte solchen Ungehorsam seiner bildhübschen und temperamentvollen Tochter beispielsweise damit, dass er ihr die Noten von schönen Stücken entzog, so dass sie „minderwertiges Zeug“ üben musste. Da lag es nahe, dass Clara, die schon als Teenager eine weltberühmte Pianistin war, sich selbst im Komponieren versuchte. Ihr Freund Robert kümmerte sich um die Orchestrierung. Heraus kam eine aparte Mischung aus Wieck, Schumann und Liszt, die zu Unrecht sehr selten auf Konzertprogrammen steht. Die Uraufführung des Werkes fand im November 1835 im Leipziger Gewandhaus unter der Leitung von Felix Mendelssohn mit Clara als Solistin statt.

Beethovens 6. Sinfonie entstand parallel zur Schicksalssinfonie, der Fünften, und beide wurden im gleichen Konzert, einer Musikalischen Akademie am 22. Dezember 1808 in Wien, uraufgeführt. Der Komponist selbst gab ihr den Titel Sinfonia pastorale und vollzog in ihr die Synthese zwischen programmatischer Naturschilderung und klassischer Sinfonie auf geradezu ideale Weise. Die deutschen Satzüberschriften sollen nach Beethovens Vorstellung nicht pedantisch ausgedeutet werden, sondern als Empfindung verstanden sein. In der gesamten Sinfonie ist die Freude an den Naturschönheiten ungetrübt. Hinzu kommt die Verwendung kroatischer Volksweisen und Tanzrhythmen, die vom zögernden Beginn bis zum stampfenden Jubel und kraftvollen Ländlertanz der ganzen Dorfgemeinschaft gesteigert werden. Humorvoll parodiert Beethoven das Spiel armer, übermüdeter Dorfmusikanten, wie er es so oft selbst erlebte. Der Oboist verpasst den Einsatz und kommt mit seiner dadurch synkopierten Melodiestimme zu spät. Auch der Fagottist hat verschlafen und bläst erst nach langer Pause und in großen Abständen seine einfachen Basstöne. Aber solche Unfertigkeiten erhöhen nur den Spaß, zumal am Ende doch alles klappt. Besonders eindrucksvoll gestaltet sich das plötzlich aufkommende Unwetter, die hastig schutzsuchende Menge und das Losbrechen der Elemente mit Sturm, Blitz und Donner. Mit genial einfachen Mitteln und höchster Meisterschaft der Instrumentation schildert Beethoven das Wüten der Naturkräfte. Dann verflüchtigt sich, so plötzlich wie es kam, das Sommergewitter. Noch ein ferner Blitz und verhaltenes Grollen in Pauken und Bässen. Der Reinigungsprozess der Natur ist abgeschlossen. Das hastige Eingangsthema erklingt nun abgewandelt in hohen Noten als beruhigende choralartige Melodie. Ein emporsteigender Lauf der Flöte leitet zum abschließenden fünften Satz über, dem Hirtengesang. Die Solo-Klarinette stimmt die schlichte schalmeienartige Hirtenweise an, das Horn nimmt sie auf und die Violinen bringen das Thema zur vollen Entfaltung. Mit dieser einfachen Melodie im Volkston entwickelt Beethoven seine große Kunst des Abwandelns und Variierens, um einen breit dahinströmenden, von frohen und dankbaren Gefühlen erfüllten Hymnus auf die Herrlichkeit der Natur zu singen.

Lisa Wellisch
Die junge Bayreuther Pianistin debütierte nach dem Abitur als Solistin mit Mozarts „Jeunehomme-Konzert“ zum Auftakt des deutschen Mozart-Fests 2008. Seither gab sie zahlreiche Solo-/Lied-und Kammermusik-Abende in vielen Städten Deutschlands (u.a. Stadthalle Bayreuth, Orangerie Darmstadt, Villa Musica Mainz), in Österreich, Italien, dem Oman und der Schweiz. Neben dem Besuch des musischen Gymnasiums studierte Lisa Wellisch zunächst Klavier als Jungstudentin in der Klasse von Prof. Michael Wessel an der Bayreuther Hochschule f. ev. Kirchenmusik. Von 2006 – 2013 studierte sie an der Musikhochschule Stuttgart Schulmusik und Klavier als künstlerisches Hauptfach (Klasse Prof. Hans-Peter Stenzl) mit Schwerpunkt Lied/Kammermusik. 2013-2015 absolvierte sie ihr Masterstudium Klavier Solo bei Prof. Gilead Mishory an der Freiburger Musikhochschule (Unterricht in Liedgestaltung erhielt sie parallel bei Prof. Matthias Alteheld). Im Frühjahr 2015 wurde sie mit der Sopranistin Maja Lange in die Liedklasse von Hartmut Höll und Mitsuko Shirai an der Musikhochschule Karlsruhe aufgenommen.
Sie ist Stipendiatin der Yehudi Menuhin Stiftung „Live Music Now“, dem Richard-Wagner-Verband (2012) und der Villa Musica Rheinland-Pfalz 2011. Anlässlich des Liszt-Jahres 2011 und des Wagner-Jahres 2013 spielte sie mehrere Konzerte mit eigenen Einführungsvorträgen bei Steingraeber & Söhne Bayreuth auf dem dortigen „Liszt-Flügel“. Zu ihren Lied-Partnern gehören u.a. die ukrainische Sopranistin Olena Tokar (1. ARD-Preisträgerin 2012), die Sopranistin Maja Lange, und die Sopranistin Jihyun Cecilia Lee.

Uwe Reinhardt
leitet den Orchesterverein Öhringen seit 2010. Prof. Dr. med. Dr. phil. U. Reinhardt ist Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin des Hohenloher Krankenhauses mit den Spezialgebieten Hämatologie, Onkologie und Gastroenterologie. Parallel zum Medizinstudium studierte er an der Dresdner Musikhochschule Orchesterdirigieren und Klavier und ist seit seinem Staatsexamen und künstlerischem Diplom als Orchesterleiter, Gastdirigent, Pianist und Komponist vielfältig musikalisch aktiv. Die intensive Beschäftigung mit berufsbedingten Erkrankungen von Musikern führte ihn zur Gründung eines Instituts für Musikmedizin an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Seit 2012 unterrichtet er als Gastprofessor an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.

Bericht in der Hohenloher Zeitung vom 20. Oktober 2014

Britischer Punk, französischer Esprit

öhringen  Orchesterverein glänzt in der Kultura mit Solist Sven Bauer

Von Frank Lutz

Britischer Punk, französischer Esprit
Mit seinem leidenschaftlichen Spiel verzauberte Solist Sven Bauer sein Publikum.          Foto: Frank Lutz

Begeisterter Applaus ist bei den Konzerten des Öhringer Orchestervereins in der Kultura keine Seltenheit. Doch dass am Samstag die ersten „Bravo“-Rufe schon vor den letzten Akkorden ertönen und dass wenig später in der Kultura eine Fußballstadion-Atmosphäre herrscht, bei der die Besucher jubeln, minutenlang Beifall klatschen und mit den Füßen stampfen, ist dann doch etwas Besonderes. Die Ovationen der rund 340 Zuhörer in der nicht ganz ausverkauften Kultura gelten vor allem dem jungen Pianisten Sven Bauer: Bei Sergej Rachmaninoffs Klavierkonzert Nr. 2 c-moll zeigt der gebürtige Schwäbisch Haller im Wechselspiel mit dem von Prof. Dr. Uwe Reinhardt dirigierten Orchester eine beeindruckende Leistung und glänzt dann noch mit zwei Zugaben.

Im ersten Teil des Konzerts bilden britischer Prunk und französischer Esprit einen scharfen Kontrast zur russischen Melancholie des Rachmaninoff-Werks: Mit Edward Elgars glanzvollem Pomp-and-Circumstance-Marsch Nr. 1 startet das Orchester souverän in den Abend. Anschließend geben die Musiker den frischen, leichten und lebendigen Charakter von George Bizets Sinfonie No. 1 C-Dur angemessen wieder. Und so gibt es bereits zum Ende der ersten Konzerthälfte einen ausgedehnten Applaus.

Aufwühlend Das nach der Pause folgende Konzert des russischen Komponisten ist keine leichte Kost, besonders nicht für sensible Gemüter: Mit seiner melancholischen Grundstimmung scheint es die kalte und dunkle Jahreszeit vorwegzunehmen. Schwere Klavierakkorde leiten den ersten Satz ein. Zu Bauers aufwühlenden Arpeggien erklingt eine düstere Streichermelodie. Eine kurze dramatische Steigerung leitet über in das zweite Thema, bei dem Bauer beweist, dass er auch die lyrischen Töne beherrscht. Vom Solisten scheinbar mühelos vorgetragene Arpeggien treffen im weiteren Verlauf des Satzes auf dramatische Akkorde, eine gewaltige Steigerung wird von einer tanzartigen Passage abgelöst.

Kontrastreich Nach dem abrupten, fast brutalen Ende des Satzes entführt das „Adagio sostenuto“ in eine ganz andere Welt: Das zarte Thema, das Flöte und Klarinette zunächst zu Bauers wellenartiger Begleitung vorstellen und das der Pianist später aufgreift, wirkt nach den Stürmen des ersten Satzes ungemein tröstlich. Leidenschaftlich geht Bauer mit dem ganzen Körper mit, scheint sich in jeden Ton hineinzufühlen. Doch es bleibt nicht bei der idyllischen Stimmung: Abermals erklingen dramatische Töne, bevor die vielleicht beeindruckendsten Momente des Abends folgen: In einer kurzen Kadenz spielt Bauer virtuos auf der gesamten Klaviatur seiner Ausdrucksmöglichkeiten, steigert sich in eine fast rasende Verzweiflung hinein, hält inne, schlägt unvermittelt zarte Töne an und verliert sich schließlich in einem ausgedehnten Triller, an dessen Ende die erlösende Rückkehr zum träumerischen Hauptthema steht. Aus allen Träumen reißt dann das bewegte Finale, in dessen Verlauf sich die Stimmung zunehmend aufhellt. Wieder glänzt Bauer mit ausgedehnten rasanten Läufen. Dazwischen wechseln sich rhythmusgeprägte Abschnitte, eine kurze fugenartige Passage und ein Thema mit jazzigen Anklängen ab. Zwischendurch lassen die Schlaginstrumente, begleitet vom Streicher-Pizzicato im Hintergrund einen Marsch vorbeiziehen. Dann schwillt der prachtvolle Klang des Orchesters immer weiter an, entlädt sich in strahlenden Schlussakkorden und macht dem Jubel des Publikums Platz.

 

Original: https://www.stimme.de/hohenlohe/nachrichten/hloer/sonstige-Britischer-Punk-franzoesischer-Esprit;art87694,3214790

 

Bericht zum Sinfoniekonzert in der Hohenloher Zeitung

Die Hohenloher Zeitung veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 04. März 2014 folgenden Bericht zum Sinfoniekonzert am 01. März 2014 in der Öhringer Kultura:

zeitungsbericht 04.03.14

 

Bericht in der Hohenloher Zeitung zum Festkonzert am 13. Juli 2013

konzert 13.07.2

Bericht in der Hohenloher Zeitung zum Konzert am 20.10.2012

konzert 20.10.2012

Bericht in der Hohenloher Zeitung zum Sinfoniekonzert am 21. April 2012

http://www.stimme.de/hohenlohe/nachrichten/oehringen/sonstige-Virtuose-Solistin-stimmungsvolle-Klangbilder;art1921,2433913

 

Bericht in der Hohenloher Zeitung zum Herbstkonzert am 25. Oktober 2011

Bitte lesen Sie unter:

http://www.stimme.de/hohenlohe/kultur/sonstige-Orchesterverein-legt-furioses-Konzert-hin;art16460,2268246

Bericht in der Hohenloher Zeitung zum Frühlingskonzert am 02.04.2011

Bericht in der Hohenloher Zeitung zum Frühlingskonzert am 02.04.2011